von Joshua
Ich weiß, dass ich nichts weiß
Es war für meinen Verstand gar nicht so einfach zuzulassen, dass es Dinge gab, die er nicht greifen und verstehen kann. Mein Verstand war eine hoch entwickelte Kontrollinstanz, die mir gleichzeitig Sicherheit und faszinierende Welten in Aussicht stellte. Ich musste erst lernen ihn zu beruhigen und ihn auf eine Weise zu gebrauchen, bei der er meinem Wesen dient und es nicht beherrscht. Ich schätze ihn. Er hat viele vernünftige Entscheidungen für mich getroffen und mich durch seine Klarheit sehr zielstrebig auf einen erfolgreichen Lebensweg geführt.
Mit zunehmender innerer Erfahrung erkannte ich jedoch, dass mir mein Verstand durch die eigenen Urteile und Konzepte den Blick auf das Wesentliche versperrt. Durch seine hohe Geschwindigkeit, war ich zu getrieben und zu angespannt, um das wahrzunehmen, was sich dahinter verbirgt. Das einzige Ziel meines Lebens war es, ein Ziel zu haben. So konnte ich nicht frei atmen. Ich war ein stolzer Reiter auf einem Rennpferd, das mir vorgab, wohin es ging und mir dennoch das Gefühl gab alles unter Kontrolle zu haben.
Über mehrere Jahre musste ich viele Konzepte, Gewohnheiten und Prägungen verlernen, um dann zu lernen, der Welt ohne Schuldgefühle mit leeren Händen zu begegnen. Seitdem ich dem schamanischen Weg folge, lebe ich in einem beständigen Reinigungsprozess, bei dem ich immer wieder sterbe und mein ursprüngliches Sein berühre. So begann ich langsamer zu leben und dem Leben auf eine andere Art und Weise zu lauschen. Immer mehr berühre ich die Leere und lerne darüber hinauszugehen.
Falls ich mir einbilde etwas zu wissen, lässt mich das Leben großzügig spüren, dass ich nichts weiß. Ich habe gelernt auf die Zeichen zu achten. Ich vertraue den schamanischen Werkzeugen und erlebe dankbar, wie sie meine Grenzen immer wieder ausdehnen. So gehe ich meine Schritte und lerne im Nichtwissen zu leben.
Ich bin ein unsicheres, verwundbares Wesen und nehme demütig mein Mensch Sein an.