von Joshua
Der große Ruf
Meine innere Stimme war mittlerweile sehr laut geworden und hatte schon lange Eingang in meine Träume gefunden. Es war schon zu spät um wegzuhören, zu laut hallte der Widerspruch bereits in mir. Dabei ging es mir gerade sehr gut mit meinem Leben. Zielstrebig und erfolgreich hatte ich viele Ziele erreicht und so ein ansehnliches Gerüst aus Errungenschaften gebaut – bereit die nächsten Sprossen zu erklimmen. Wie aus dem Nichts tauchte nun diese Frage auf und erinnerte mich an einen unschuldigen Traum, den mein Verstand vernünftigerweise vergessen hatte.
Woher kam diese Stimme, die meine Rollen, Identitäten und Errungenschaften wie aus dem Nichts mit einem Fragezeichen versah und stattdessen ein neues Ausrufezeichen in den schillernden Farben des Regenbogens in mein Inneres setze? Das Leben hatte etwas mit mir vor, worauf ich nicht vorbereitet war. Hilflos sah ich zu, wie dieser Weckruf etwas in mir enthüllte, das sich bisher in meinem Inneren wohl geborgen verborgen hatte. Etwas, das immer schon da war und sich dem Sein entzogen hatte, um nun durch mein Leben enthüllt zu werden.
Es war der zeitlose Ruf meiner Seele, der in dieser Zeit mein Herz berührte, um mich tiefer in die Mysterien des Lebens einzuweihen. Diesem Ruf zu folgen ist wahrlich ein großes Abenteuer. Ich kann dir nichts versprechen, wenn auch du ihm folgen möchtest. Ich kann dir nicht sagen, was passieren wird. Ich kann dir noch nicht einmal sagen, wo du morgen sein wirst, wenn du dich darauf einlässt. Dieser Ruf führt dich über gewohnte, bekannte Strukturen hinaus in etwas Neues, Fremdes, um dem Unbekannten ausgesetzt die tiefe Wahrheit deines Wesens zu ergründen.
Bist du wirklich bereit deine Gewohnheiten, Konzepte und Erwartungen hinter dir zu lassen und auf einem unbekanntem Weg erneut das Laufen zu lernen? Bist du bereit dich auf deine Sensibilität und Verwundbarkeit deines Wesens mit Verantwortung einzulassen? Bist du bereit alle Kleidung des „Ich-bin-das“ und „Das-bin-ich-nicht“ zurückzulassen? Wie sieht es mit deinem Ehrgeiz, deinem „Erreichen-wollen“ und deinem „Haben-wollen“ aus? Kannst du deiner inneren Stimme und deinen Sinnen wirklich vertrauen? Bist du auf all diese Fragen vorbereitet? Vielleicht wäre es doch besser, erst mal abzuwarten.
„Worauf wartest du?“ flüsterte es geheimnisvoll aus der Stille in mir und riss mich erneut aus meinem Schlaf. Dieses Mal blieb ich wach. Ich konnte nicht anders. Ich wollte herausfinden, wer ich wirklich bin. Auf der Schwelle zum Leben nahm ich all meinen Mut zusammen und sagte leise „Ja“. Ich atmete in die Stille und spürte, wie sich ein flaues Gefühl in meinem Bauch ausbreitete und sich mit den Zweifeln der Ungewissheit vermischte. Erst als mich meine Seele mit einem wärmenden Lächeln umarmte, wusste ich, dass ich bereit war.
Wie sehr liebe und schätze ich heute diese innere Stimme, die mir so unverhüllt das Leben enthüllte.
Worauf wartest du?